Ich bin nicht immer Bloggerin. Zumindest nicht hauptberuflich – mental bin ich allerdings große Teile vom Tag dabei, denn mein Gedankenkarussell steht selten still. Ich habe jeden Tag viele Ideen und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich vor lauter Kreativität überschäumen müsste. So bin ich dankbar, dass ich in diesem Blog ein ganz wunderbares Ventil gefunden habe, um die Kreativität ausleben zu können.
In meinem analogen Leben ist nicht so viel Platz für Kreativität, zumindest nicht bei meiner derzeitigen Arbeits-Beschäftigung. Als fertige Studentin überbrücke ich die Zeit zwischen Studium und Berufsleben mit einer eher unglamourösen Tätigkeit: im Supermarkt. Entweder an der Kasse oder auch im Laden beim Einräumen – oder Aufwischen von heruntergefallenen Sachen. (Pro-Tipp: Lasst nie nie niemals irgendwo eine Flasche Spüli runterfallen. Die gehen nämlich kaputt und es macht keinen Spaß, das Zeug aufzuwischen ;))
In diesem Umfeld habe ich nun also täglich mit einer großen Zahl an Menschen zu tun, die ich mir nicht aussuchen kann. Zu jedem einzelnen bin ich freundlich, obwohl das nicht immer leicht fällt. Es gibt nämlich sowohl nette Kunden als auch solche, die entweder arrogant, grundlos unfreundlich oder aber im schlimmsten Fall sogar richtig fies sind.
Dennoch gibt es sehr viele Kunden, die absolut herzig sind und die man spontan knuddeln möchte (einzig die bohrenden Blicke aller Wartenden in der Schlange halten einen davon ab ;)). Jedes freundliche Wort oder auch jedes Wort, dass über “Hallo” und “Tschüss” hinausgeht, wiegt jedes böse Wort oder Augenverdrehen im Angesicht von “Ich geh mal kurz den Preis nachgucken” zehnfach auf (noch ein Pro-Tipp: Probiert es mal aus, die KassiererIn in eurem Stamm-Supermarkt freut sich bestimmt ;)). Denn ein freundliches Wort kann einen großen Unterschied machen!
Dazu gehören auch Komplimente. Ich habe in der kurzen Zeit, die ich nun schon dort bin, viele Komplimente erhalten – für meine Haare, meinen Lippenstift und einem sehr kuriosen Fall sogar für meine Haut. Früher hätte ich darauf sicherlich mit Rotwerden und nervösem Rumstottern reagiert. Heute freue ich mich ehrlich, strahle die Person an, die das Kompliment ausgesprochen hat, und bedanke mich. Einfach so!
In vielen Fällen habe ich als Reaktion darauf Sätze gehört “Sowas kann man ja auch ruhig mal sagen!” oder auch “Heutzutage sagt man sich zu selten Schönes”. Und genau darin liegt das erste Problem des Kompliments.
1. Wir machen einander wenig Komplimente.
Ich kann nicht sagen, dass Komplimente für mich alltäglich sind. Unter Freunden und Familienmitgliedern ist es vielleicht “normaler”, sich etwas Schönes zu sagen, aber von völlig fremden Personen bekommt man doch eher selten mal ein Kompliment gemacht. Das soll nicht heißen, dass Komplimente nichts Besonderes mehr sein sollten, aber sie sollten dann doch auch nicht so besonders sein, dass man völlig aus dem Konzept gerät und nicht damit umgehen kann.
Unbestreitbar ist aber, dass heutzutage sehr häufig Negativität zu finden ist, wohin man auch blickt. Wer auf der Suche nach einem Restaurant oder einem neuen Zahnarzt ist, schaut oft Bewertungen im Internet an. Dort überwiegen die schlechten Erlebnisberichte – die aber gleichzeitig eher die Ausnahmen bilden.
Auch in anderen Bereichen im Alltag schleichen sich Neid, Missgunst und schlechte Gedanken zu schnell in die Herzen der Menschen. Arbeitskollege X, der einen tollen Auftrag an Land gezogen oder zugeteilt bekommen hat. Blogger Y, der viel mehr Follower bei Facebook hat als Blogger Q, obwohl Blogger Q doch viel aktiver ist. Schnell denkt man sich “Ich hätte das doch aber viel mehr verdient!”. Lasst solche Gedanken nicht in euren Kopf – ein Urteil darüber, wer was verdient hat, steht niemandem von uns zu.
Freut euch stattdessen, und würdigt vielleicht sogar offen, dass die betreffende Person vielleicht viel Arbeit in das Erreichte gesteckt hat – oder einfach Glück hatte. Auch das ist es wert, zu würdigen! Wenn ihr die Freude zulasst, könnt ihr sie vielleicht auch der Person gegenüber äußern. Was meint ihr, wie sich euer Gegenüber dann freut! Und vielleicht wartet um die Ecke ein Auftrag, ein Event oder ein Kleidungsstück auf euch, das viel besser zu euch passt.
Außerdem werdet ihr sehen, dass ihr mit einer solchen positiven Energie noch mehr positive Energie freisetzen könnt und das ist langfristig gesehen ein viel schönerer Effekt, als negativ zu denken und zu reden. (Das zieht einen nämlich nur runter und wer will das schon!)
2. Wir können mit Komplimenten nur schwierig umgehen.
Mich haben die freundlichen Worte meiner Kunden sehr inspiriert. Als es Anfang September herrlich sommerlich draußen war, kam eine Frau in den Laden. Sie lief mir auf einem Gang über den Weg und ich konnte nicht anders, als sie anzustrahlen und zu sagen: “Sie haben das SCHÖNSTE Kleid an, das man sich vorstellen kann! Einfach perfekt, um den Sommer zu genießen.” (Ihr Kleid war dunkelblau mit weißen Punkten und wer mich kennt weiß, wie verrückt ich diese Kombi liebe.)
Sie strahlte zurück und sagte: “Vielen Dank! Man muss das traumhafte Wetter ja nutzen!” Wir strahlten uns an und sie ging ihres Weges.
Ich fand ihre Reaktion deshalb so bemerkenswert, weil viele Menschen auf ein Kompliment, das ein Kleidungsstück betrifft, eher defensiv reagieren – nach dem Motto “Ach das, das ist doch gar nichts Besonderes, das hab ich im Sommerschlussverkauf gekauft.” oder “Ach, darin sehe ich doch gar nicht so besonders aus.” Und sich vielleicht sogar denken “Was ist denn mit der los, dass die mir das sagt?”
Natürlich kann man über den angesprochenen Gegenstand denken, wie man will. Aber auf ein ernstgemeintes Kompliment sollte man trotzdem nicht abwertend reagieren – immerhin hat der Gegenüber daran Gefallen gefunden und das Kompliment auch nicht abwertend gemeint!
Wer jetzt einwirft, dass Komplimente auch gruselig sein können oder vielleicht mit einer Anmache gleichzusetzen sein können: Nein. Natürlich gibt es gruselige oder unangebrachte Anmachsprüche, die zu einem Minderwertigkeitsgefühl führen können. Das sind aber keine Komplimente! Ein Kompliment ist immer ehrlich und kommt von Herzen – und dann ist es auch niemals mit irgendeiner Form von Hintergedanken aufgeladen. Es vermittelt ein gutes Gefühl, und das ist immer etwas Schönes.
Wir müssen einfach lernen, damit umzugehen.
Lasst also beim Annehmen eines Kompliments schlechte Gedanken und Äußerungen weg, die das Kompliment irgendwie abwerten. Freut euch darüber – und wenn es nur mit einem Lächeln ist. Wenn ihr das drauf habt, könnt ihr euch mit einem Strahlen bedanken! 😉
Die Quintessenz?
Komplimente sollten keineswegs alltäglich werden und ich will auch nicht, dass alle plötzlich durch die Gegend laufen und auf Krampf versuchen, Komplimente zu verteilen. Dennoch sollten wir viel öfter aussprechen, wenn uns etwas gefällt – sei es allgemein oder etwas ganz Konkretes an einem Mitmenschen. Das, was aus eurem Herzen kommt und ehrlich gemeint ist. Spread the love sozusagen 😉 Und im Gegenzug die uns entgegengebrachte Freundlichkeit auch annehmen.
Ich weiß, dass das Leben nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist – wir können es uns aber trotzdem gegenseitig schön machen.
In diesem Sinne: Habt es wundervoll!
Alena