Was sich erstmal liest wie eine merkwürdige Zusammenstellung, ist in Wirklichkeit nur eins: lecker! Die Geschichte hinter der Kombi Bratwurst und Wein möchte ich euch heute erzählen.
Vor ein paar Wochen flatterte eine E-Mail in mein Postfach. Darin fragte mich Miriam von Gourmet Connection, ob ich Lust auf einen Weinvorrat für ein Jahr hätte. Was für eine Frage! 😀
Dafür sollte ich nur eins tun: Bei der Aktion “Rheinhessen-Roulette” mitmachen – initiiert von Rheinhessenwein e.V.! Ablaufen sollte das Ganze nach dem Prinzip eines Roulette-Spiels dann wie folgt:
1. Ich nenne drei Zahlen zwischen 1 und 10 und bekomme daraufhin drei Weine zugeteilt (hinter jeder Zahl steht ein anderer Wein).
2. Ich nenne drei weitere Zahlen zwischen 1 und 10 und bekomme daraufhin drei regionale Produkte (Lebensmittel) zugeteilt (gleiches Prinzip wie beim Wein).
3. Nun entscheide ich mich für mindestens zwei der Lebensmittel sowie einen der Weine und kreiere (mit weiteren Zutaten) ein rheinhessisches Rezept neu oder stelle auf irgendeine Art und Weise Bezug zu der Region her. Dazu dann das perfekte Wein-Pairing – fertig ist der Beitrag, der von einer Experten-Jury bewertet wird!
Puh. Im ersten Moment war ich mir unsicher – ich kenne mich mit Rheinhessen eher weniger gut aus und so ein Roulette birgt ja nun auch einiges an Risiken. Mir unbekannte Zutaten oder Zutaten, die ich sonst nie verwendet hätte… kann ja alles vorkommen.
Letzten Endes überwog aber dann doch meine Neugier und die Aufregung auf eine Herausforderung. Manchmal muss man halt auch seine kulinarische Komfortzone verlassen und etwas Neues wagen! Also antwortete ich Miriam todesmutig mit den Zahlen 5, 7 und 10 (für die Weine) und 3, 8 und 10 (für die Produkte).
Voller Ungeduld wartete ich auf das Paket – was für eine Spannung! Da kann klassisches Roulette ja wohl mal kein Stück mithalten 😉 Was mich dann in dem Paket erwartete, waren die folgenden Weine und Produkte:
Von links nach rechts: Ein Spätburgunder (Blanc de Noirs, 2016) aus dem Cisterzienser Weingut Michel, ein Weißburgunder aus dem Weingut Becker (2016) sowie ein Blauer Frühburgunder (Ingelheimer Schlossberg, 2015) aus dem Weingut Bettenheimer.
Beim Lebensmittel-Roulette gab es zwei Stangen Lauch, eine Flasche Riesling-Weinessig sowie eine Dose Bratwurst.
Ich gebe zu, dass ich die Weine tatsächlich allesamt nicht kannte, aber viel kurioser als “Blauen” Burgunder fand ich die Dosenbratwurst! Das war definitiv mal eine Herausforderung. So etwas hatte ich nämlich noch nie in der Hand…
Für eine Weile war ich etwas ratlos. Lauch und Weißweinessig kam mir nicht besonders rheinhessisch vor – und was ist eigentlich typisch rheinhessisch? Als gebürtiges Nordlicht musste ich erstmal ein bisschen Recherche betreiben. Mein Fazit: Rheinhessisch kann man natürlich mit so Klassikern wie Spundekäs oder Backesgrumbeere gleichsetzen, man kann es aber auch etwas allgemeiner halten. In diesem Fall bin ich zu einem weiteren Fazit gekommen: Rheinhessische Küche ist deftig (passt zum Wein), dabei aber schlicht. Kein großes Tamtam, bodenständig und gut.
Damit konnte ich arbeiten. In Richtung Herbst mit saisonalen Produkten gebrainstormt stand irgendwann die Idee von einem Klassiker im Raum: Himmel und Erde. Die Kombination aus Kartoffelpüree, Apfelmus und (Blut-)Wurst fand ich in Hinblick auf meine Roulette-Produkte sehr reizvoll und so wandelte ich das Gericht etwas ab. Statt Kartoffel-Püree machte ich einen Kartoffel-Lauchstampf, briet noch etwas Lauch für Aromen und Deko an, karamellisierte Apfelscheiben und löschte sie mit dem Weißburgunder von Becker ab – und dann die Bratwurst. Die Bratwurst!
Für alle die, die noch nie eine Dosenbratwurst gesehen haben: Es handelt sich dabei um das Brät, das etwa die Form und Konsistenz einer Frikadelle hat und in der Dose liegt. Ich habe diese “Frikadelle” einfach in Würfel geschnitten und mit ein paar Apfelwürfeln angebraten.
Alle Komponenten zusammen auf dem Teller harmonieren so wunderbar, dass ich selber ein bisschen stolz bin. Der Weißburgunder passt ideal dazu – er ist sehr spritzig mit fruchtigen Aromen, was ihn quasi zum perfekten Begleiter für den lockeren Kartoffel-Lauch-Stampf und die herzhaft-deftige Bratwurst macht.
Und weil ich nach dem Kochen und zwischendurch immer wieder mal probieren noch Wein übrig hatte, machte ich kurzerhand noch eine Zabaione. Das ist zwar wirklich kein rheinhessisches Dessert, aber Dessert geht immer und wenn man als Hauptzutat rheinhessischen Weißburgunder nimmt, dann ist es schon ein bisschen ein rheinhessisches Dessert. Was meint ihr? 😉
Nun habe ich aber genug geschwafelt und möchte euch erzählen, wie ihr meine Kreationen nachkochen könnt:
Rheinhessischer “Himmel und Erde”
Zutaten
- 5 Kartoffeln (überwiegend festkochend)
- 2 Stangen Lauch
- 2 EL fein gehackten Sellerie
- 60 g Butter
- Salz und Muskat
- 1 Dosenbratwurst
- 1 Apfel (am besten Boskop)
- 1 EL Butter
- 1 EL Zucker
- Weißburgunder Becker
Zubereitung
1. Für den Kartoffel-Lauch-Stampf die Kartoffeln schälen, würfeln und in Salzwasser kochen. Gleichzeitig den Lauch waschen, halbieren und in ca. 1 cm breite Ringe schneiden. Ein paar beiseite stellen (zum Braten, optional). Den Apfel waschen und ein Viertel in kleine Würfel schneiden, den Rest in Scheiben schneiden. Die Dosenbratwurst einmal quer durchschneiden und dann würfeln.
2. Kurz bevor die Kartoffeln gar sind, den Lauch kurz blanchieren. Für den Kartoffelstampf die Kartoffeln abgießen und mit 60 g Butter stampfen. Den Lauch darunter rühren, beiseite stellen. In der Zwischenzeit erst die einzelnen Lauch-Würfel in einer Pfanne rösten. Dann die Bratwurst-Würfel mit den Apfel-Würfeln anbraten, bis das Fleisch eine schöne Farbe hat.
3. In einer anderen Pfanne die Apfel-Scheiben kurz in etwas Butter anbraten, dann den Zucker dazugeben. Karamellisieren lassen, dabei die Apfelscheiben gelegentlich wenden. Wenn der Zucker noch relativ hell ist, einen guten Schluck Wein hinzugeben – je nachdem, wieviel Soße ihr haben möchtet 😉 Die Apfelscheiben weiter wenden und ein bisschen einreduzieren lassen. Dabei aufpassen, die Äpfel rechtzeitig rauszunehmen (Boskop zerfällt recht schnell).
4. Nun alle Komponenten auf einem Teller anrichten, etwas von der Wein-Butter-Soße dazugeben und mit einem Glas Weißburgunder genießen. Fertig!
Und wer danach noch Lust auf ein Dessert hat:
Rheinhessische Zabaione
Zutaten
- 1 Ei
- 1 Eigelb
- 50 g Zucker
- 60-80 ml Weißburgunder
Zubereitung
1. Das Ei und Eigelb mit dem Zucker in eine Schüssel geben und über dem Wasserbad aufschlagen. Dabei aufpassen, dass kein Wasser aus dem Wasserbad in die Schüssel gelangen kann! Die Eier-Zucker-Masse schlagen, bis eine dicke, helle Creme entsteht. Nun langsam den Wein hinzugießen und weiterschlagen. (Ihr könnt die Weinmenge je nach Geschmack anpassen, ich mag es gerne, wenn man den Wein herauschmeckt…)
2. Bevor ihr mit dem Rezept beginnt, bereitet ihr am besten eine Schüssel mit kaltem Wasser vor. Wenn sich eine schöne Creme gebildet hat, nehmt ihr die Schüssel aus dem Wasserbad und setzt sie in die andere Schüssel mit kaltem Wasser. Nun noch einen Moment weiterschlagen, dann fällt die Creme nicht sofort zusammen. Noch warm servieren und sofort aufessen 😉
So – Rheinhessen dürfen sich nun gerne zu Wort melden und zu dem Hauptgericht äußern – aber auch nur die, die schonmal eine Dosenbratwurst von innen gesehen habe 😉
Ich bin gespannt, was die Expertenjury sagt… drückt mir die Daumen!
Habt es wundervoll,
Alena
Hier übrigens eine Linkliste, die euch zu den Blog-Startseiten meiner Mit-Blogger führt – bei einemKlick auf den Rezept-Namen gehts direkt zu den Rezept-Postings.
- Baby rock my day kocht Lauch-Kartoffelsalat mit Trüffeln und Rumpsteak
- Der Mut anderer kocht offene Blutwurstlasagne auf Weinkraut
- Dila vs. Kitchen kocht rheinhessisch interpretierten Kartoffelsalat
- Farbenfreundin kocht Carpaccio aus Handkäse, Rote Beete und Apfel an Sellerie-Salat mit Walnuss
- Küchenflug kocht Burger mit Kürbis Apfel Chutney , Kartoffelbrot mit Leberwurst und Kartoffelsuppe mit Birnen
- Lecker & Co. kocht Handkäse-Risotto mit Wirsing und Bratwurst
- Lecker muss es sein kocht
- Moderne Topfologie kocht mit Pflaumenlack überglänzten Schweinebauch vom Wollschwein an Apfel-Lauch-Gemüse mit Silvaner-Apfelsaftsirup, Kürbiskern-Mokka-Crumble und Kräuter-Traubenkern-Öl
- Münchner Küche kocht Kartoffelquiche mit Zwiebelconfit
- Schüsselglück kocht Geschmorter Spitzkohl auf Selleriepüree mit rheinhessischem Twist
- Uhiesig kocht rheinhessische Crostini mit Wildkräuter-Spundekäs, Wein-Kurkuma-Apfel, Schmorkraut und Bratwurstchips
Vielen Dank an Gourmet Connection und Rheinhessenwein e.V. für die zur Verfügung gestellten Produkte! Mein Beitrag bleibt davon unbeeinflusst und gibt meine eigene Meinung wieder.
Hallo liebe Alena,
wie schön, dass du auch dabei bist. Ich habe auch die Dosenbratwurst gezogen und war auch erstmal etwas überrascht, dass es sowas gibt 🙂 Aber dein Rezept klingt ja sehr lecker!
Beste Grüße,
Patricia
Oh wie lustig, dass es dir ebenso ergangen ist 😀 Ich bin sehr gespannt, was du zaubern wirst! Ist auf jeden Fall eine schöne Aktion und wie gesagt – man lernt Neues kennen 😉
Liebe Grüße
Alena
Tolle Idee und ja, auch ich mag die einfache, bodenständige Küche, das wirst Du sehen, wenn Du meinen Roulette Beitrag liest. Dein Dessert, hach, das werde ich auch nachkochen, lecker!
Oh wie wundervoll! Ich bin ganz gespannt auf deinen Beitrag 🙂 Da kommen so viele coole Kreationen bei heraus!
Immerhin hast du die Frikadelle nicht im ganzen gebraten! 😉 Das ist ein schönes bodenständiges (das ist nicht negativ) leckeres Gericht!
Ja, das stimmt 😀 Vielen Dank für deine lieben Worte!
Oh Yummy – ich habe die Bratwurst auch u.a. mit Äpfeln kombiniert und das harmoniert einfach fantastisch! Lecker, was du da gezaubert hast.
Liebe Grüße,
Tina
Ja, ich fand das auch sooo lecker 🙂 Ein Traum! Danke für deine lieben Worte 🙂
Liebe Grüße
Alena