Ich muss heute wieder mit einem Geständnis beginnen: Ich habe manchmal ein Problem mit Rezepten. Was das mit den Avocado-Spaghetti von der wunderbaren Anna Jones zu tun hat? Nun.
Die Sache mit den Rezepten verhält sich so. Für manche Sachen habe ich gerne Vorgaben. Wenn ich beispielsweise gemeinsam mit Herrn Wunderbrunnen in der Küche stehe und er mir sagt “Einfach einen Schluck Sojasoße da reinmachen”, dann muss ich kurz schlucken. Geht das ETWAS präziser? 😀
Gut, ich kenne das schon von meiner Mama und auch von meiner Oma. Irgendwie ist das so ein Ding von Leuten, die nicht nach Rezept kochen. Ein Schluck hiervon, einen Klacks davon – die Mengeneinheiten haben die dollsten Namen ;)) Für einen Blog ist es aber doch eher unpraktisch. Eine ungefähre Richtung würde ich euch ja schon gerne mitgeben. Ist es nun eher wie ein Schluck Wasser, wenn man gerade eine Wüstenwanderung hinter sich hat oder wie ein Schluck Olivenöl, das man bei einem Tasting probiert?
Aber nachdem ich mich viele Jahre immer streng an Rezepte gehalten hatte, brach irgendwann die Kreativität durch. Ich begann, Rezepte abzuändern und anzupassen. Dadurch entdeckte ich eine völlig neue Welt und auch die Liebe zum Kochen! Die wollte ich dann auf diesem Blog mit anderen teilen.
Soviel dazu.
Mit der Kreativität einherging aber auch ein viel kritischer Blick auf Rezepte. Bei gewissen Mengen oder auch Verhältnissen schlage ich plötzlich die Hände über dem Kopf zusammen. Vor allem bei Kuchen geht es mir oft so – 300 g Zucker auf 300 g Mehl führen dazu, dass ich direkt das Rezept verwerfe oder so viel daran ändere, dass es mit dem Ursprung gar nichts mehr zu tun hat. Obwohl man ja gerade beim Backen unbedingt genau arbeiten sollte, hust hust.
Trotzdem bin ich nach wie vor ein großer Fan von Kochbüchern, denn sie sind eine so tolle Quelle der Inspiration! Und als bisher konsequente Verweigerin von E-Books liebe ich natürlich auch die Haptik. Es hat schon was, in einem dicken Kochbuch zu blättern… Ein Buch, das ich sehr gerne mag, möchte ich euch heute vorstellen!
Es handelt sich dabei um “A modern way to eat“ von Anna Jones – ihres Zeichens Köchin, Bloggerin, Foodstylistin und sehr talentierte Autorin eines wunderschönen Kochbuchs. Anna Jones hat bei Jamie Oliver gelernt und an vielen seine Bücher mitgewirkt (und gestylt). 2015 erschienen ist das Buch jetzt keine Neuentdeckung, mittlerweile gibt es auch schon einen Nachfolger (“A modern way to cook”). Ich möchte euch das Buch trotzdem ans Herz legen.
Die Rezepte sind komplett vegetarisch und teilweise auch vegan – ich bin zwar weder das Eine noch das Andere, dennoch versuche ich, vegetarische Gerichte häufig in unseren Speiseplan einzubauen. Das Buch bietet deshalb quasi die perfekte Inspirationsquelle, denn von Frühstück über Gerichte für die hungrige Horde am Esstisch bis hin zu Kuchen und Desserts präsentiert Anna Jones für jede Tages- und auch Jahreszeit leckere und vor allem einfache Ideen, für die man nicht stundenlang am Herd stehen muss. Auch einfache “Bauanleitungen” für abwechslungsreiche Salate oder Pasta-Gerichte finden sich hier, was ich besonders liebevoll finde.
Und eine Kuriosität am Rande: Das Buch besteht aus biologisch abbaubarem Papier aus Apfelresten. Es ist das erste seiner Art und verbindet so auf ganz einzigartige Weise Inhalt (regional bzw. nachhaltiges Essen) und Form. Wer mehr dazu erfahren will, kann hier weiterlesen: “Das erste Buch aus Apfelpapier.”
Natürlich habe ich auch etwas nachgekocht und euch heute mitgebracht. Ich hatte vor einiger Zeit sturmfrei und wollte etwas, das schnell geht, aber lecker ist. Als ich das Rezept für die Spaghetti mit Avocado fand, war ich begeistert. Zitrone und Basilikum sind auch mit von der Partie – sommerlich, gleichzeitig schlonzig und frisch. Besser gehts nicht!
Doch auch dieses Rezept hielt meinem Korrekturstift nicht stand. Anna Jones gibt nämlich 2 Avocados für 4 Portionen an. Liest sich auf den ersten Blick ganz gut, oder? Aber als ich die (für mich alleine berechnete) halbe gewürfelte Avocado in die Pfanne gleiten ließ, fing mein Magen lautstark an zu protestieren. “Waaas, wer soll denn davon satt werden?! Nur zu Nudeln? Waaaaa-” – Ich so: “Jaja, die andere halbe Avocado aufzuheben ist ja auch Quatsch. Kann da ja auch gleich mit rein.”
Also schnibbelte ich die restliche Hälfte der Avocado auch klein und gab ihn zu der traurigen rezeptkonformen Menge in die Pfanne. Wenn so ein (im Übrigen veganes!) Gericht schon nicht in dicker Sahnesoße schwimmt, dann kann man da auch ruhig ein bisschen generös sein mit den gesunden Fetten, oder?
Und ich verspreche euch: Ich habe keine Soße vermisst. Nichtmal ein bisschen. Gut, eine halbe Avocado wäre wirklich definitiv zu wenig gewesen. Aber so… war es genau perfekt! Cremig, zitronig, sommerlich… Im ursprünglichen Rezept waren noch Kapern angegeben, die habe ich weggelassen (weil nicht im Haus). Auch die Knoblauchzehe im Rezept für 4 Personen habe ich alleine gegessen. Aber ich schreibe euch einfach mal auf, wie ich es zubereitet habe ;))
Avocado-Spaghetti (nach Anna Jones)
(für 2 Personen)
Zutaten
- 200 g Spaghetti
- 2 Avocados
- 1 Knoblauchzehe
- abgeriebene Schale von 1 unbehandelten Zitrone
- 1-2 EL Saft der Zitrone
- zwei gute Handvoll Basilikum (oder einen halben Topf)
- 2-3 EL Petersilie (ich habe TK genommen)
- Olivenöl
- Salz und Pfeffer
Zubereitung
1. Die Nudeln in einem Topf nach Packungsanweisung bissfest garen. Die Knoblauchzehe fein hacken, ebenso wie die Kräuter. Die Avocado schälen, den Kern entfernen und in kleine Würfel schneiden. Wer gut ist, kann die Avocado auch in der Schale würfeln, also längs und quer bis zur Schale einschneiden. Aber aufpassen, wegen Avocado-Hand und so. Ich habe euch gewarnt ;))
2. Nun das Olivenöl in einer Pfanne leicht erhitzen und den Knoblauch darin kurz andünsten. Die Zitronenschale, etwas Saft und die Avocado hinzugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kurz bevor die Spaghetti fertig sind, die Kräuter hinzugeben und verrühren. Die Spaghetti könnt ihr ruhig direkt aus dem Kochwasser in die Pfanne geben, dann nehmen sie noch etwas Flüssigkeit mit. Nun alles verrühren und bei Bedarf mit noch etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken.
Ich hoffe, euch macht das Rezept genausoviel Lust auf Sommer wie mir – es schmeckt auf jeden Fall danach :))
Habt es wundervoll,
Alena